zum PROJEKT

Aufruf

„Wir laden alle Frauen ein, sich mit einer ungehaltenen Rede zu bewerben, um als eine von sechs Rednerinnen am 10. Dezember 2024, dem Tag der Menschenrechte, das Wort ergreifen zu können. Die Reden werden im Kasseler Rathaus vor Publikum gehalten und vom Kulturradio des Hessischen Rundfunks aufgezeichnet und gesendet.“

Die Reden sollen deutschsprachig und nicht länger als 10 Minuten sein. Das Thema ist frei wählbar. Das Mitgeteilte sollte aber von gesellschaftlicher und persönlicher Bedeutung sein. Da es auch auf den Vortrag der Rede ankommt, müssen alle Reden nicht nur im Text-Format, sondern auch als Video eingereicht werden. Einsendeschluss ist der 31. Juli 2024. Eine Jury wählt aus den Einreichungen die sechs Reden für den 10. Dezember aus. Alle eingeladenen Rednerinnen erhalten für ihren Vortrag ein Honorar von 500 Euro und die Erstattung der Reisekosten.

Ziel des Projekts ist es, mutig redenden Frauen eine wachsende Öffentlichkeit zu verschaffen, ihnen unvoreingenommen zuzuhören und sich darauf einzulassen, dass viele Themen in ihrer Brisanz auch sehr unterschiedlich betrachtet werden können.

Die nach Kassel eingeladenen und weitere Reden werden, sofern ihre Verfasserinnen zustimmen, zudem auf dieser Website unter „Die Reden“ veröffentlicht.

Der 10. Dezember ist zudem der Geburtstag der Schriftstellerin Christine Brückner (1921–1996), die mit ihren als Buch und auf der Bühne sehr erfolgreichen Monologen „Wenn du geredet hättest, Desdemona. Ungehaltene Reden ungehaltener Frauen“ (1983) die Idee für dieses Projekt geliefert hat.

Zur Unterstützung freuen wir uns über Spenden auf das Konto der Stiftung Brückner-Kühner bei der Kasseler Sparkasse, IBAN: DE54 5205 0353 0002 1676 95 / BIC: HELADEF1KAS. Vielen Dank!

 

Hintergrund

Das Projekt ist im Jahr 2021 gestartet. Der ersten Ausschreibung folgten 119 Frauen, von denen sechs ins Kasseler Rathaus eingeladen wurden. Die Veranstaltung fand großes Interesse beim Publikum und in den Medien. Der Hessische Rundfunk sendete die Veranstaltung und der S. Fischer-Verlag brachte 19 Reden in seiner Zeitschrift „Neue Rundschau“ heraus. Eine Auswahl von 24 Reden aus dem Jahr 2022 erschien bei S. Fischer unter dem Titel „Sag jetzt nichts, lass mich zu Ende reden. Neue ungehaltene Reden ungehaltener Frauen“. Im Frühjahr 2024 veröffentlichte der Verlag eine weitere Anthologie mit ungehaltenen Reden aus dem Jahr 2023 unter dem Titel „Aber jetzt ist Schluss! Neue ungehaltene Reden ungehaltener Frauen„.

In der Sendung „Doppelkopf“ von hr2-kultur am 1.12.2021 hat Mit-Initiatorin Friederike Emmerling das Projekt ausführlich vorgestellt. In einem aktuellen Beitrag des Hessischen Rundfunks sprechen Projektleiterin Julia Blando sowie Maelene Lindgren, die 2021 im Kasseler Rathaus geredet hat, über das Projekt.

Çağla Şahin, die 2021 mit ihrer Rede nach Kassel eingeladen wurde und 2022 Mitglied der Jury war, hat ein Interview über die Erfahrungen mit ihrer Rede gegeben, das >>> hier zu lesen ist.

 

 

Wer steckt dahinter?

Das Projekt wird von der Stiftung Brückner-Kühner und dem Verlag S. Fischer Theater und Medien veranstaltet. Es kooperieren das Archiv der deutschen Frauenbewegung, die Stadt Kassel und der Hessische Rundfunk (hr2-kultur). Die Projektleitung haben Friederike Emmerling und Julia Blando, initiiert wurde es von Friederike Emmerling und Dr. Friedrich W. Block.

Die fünfköpfige Jury besteht aus Dr. Gilla Dölle (Archiv der deutschen Frauenbewegung), Friederike Emmerling (S. Fischer Theater und Medien), Julia Blando (Stiftung Brückner Kühner), Karoline Sinur (hr2-kultur) und einer eingeladenen Rednerin aus dem jeweils vergangenen Jahr (aktuell: Tina Adomako).

Christine Brückner

Zu ihren Lebzeiten (1921-1996) gehörte die Schriftstellerin Christine Brückner zu den meist gelesenen Autorinnen Deutschlands. Ihr umfangreiches Werk umfasst Romane, Erzählungen, Aufzeichnungen, Hörspiele und Theaterstücke. 1984 stiftete sie mit ihrem Mann, dem Schriftsteller Otto Heinrich Kühner den „Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor“ und gründete die Stiftung Brückner-Kühner. Sie wurde vielfach ausgezeichnet und ist Ehrenbürgerin der Stadt Kassel.

Im Jahr 1983 brachte Christine Brückner bei Hoffmann & Campe das Buch „Wenn du geredet hättest, Desdemona. Ungehaltene Reden ungehaltener Frauen“ heraus. Es handelt sich dabei um zunächst 11, in der Ullstein-Taschenbuch-Ausgabe dann 14 Monologe, die die Autorin Frauen aus Geschichte und Literatur in den Mund gelegt hat: von Klytämnestra und Sappho über Katharina von Bora, Desdemona und Effi Briest bis zu Eva Braun, Gudrun Ensslin und einer Ungeborenen.

„Christine Brückner setzt das jahrhundertelang übliche Bezugsverhältnis zwischen Männern und Frauen voraus, um es danach in seiner Absurdität sichtbar zu machen. Und wie das geschieht – mit wieviel Schalksinn, Einfallsreichtum und amüsantem Umkehren aller Verhältnisse!“, so Walter Jens in seiner Rezension des Buches.

Gedacht waren die Texte auch als Theatermonologe. Sie wurden nicht nur als Lektüre, sondern auch auf der Bühne ein großer Publikumserfolg. Das Buch verkaufte sich im oberen sechsstelligen Bereich, und in den 1980er Jahren war Christine Brückner mit diesen Texten an Theatern auch eine der meistgespielten deutschsprachigen Autorinnen. Bis heute wird das Buch häufig erworben und werden die Monologe vielfach gespielt.

Das Projekt wird freundlich vom Hessischen Ministerium für Soziales und Integration und vom Kulturamt der Stadt Kassel gefördert.